Expedition rund um Grossbritannien – 6. bis 18. Mai 2025
Begleiten Sie uns auf eine besondere Frühlingsreise an Bord der MS Sea Spirit rund um Grossbritannien. Vom 6. bis 18. Mai 2025 berichten wir hier laufend von unterwegs – über wilde Küsten, faszinierende Naturbegegnungen, lebendige Geschichte und die kleinen Entdeckungen am Wegesrand. Tauchen Sie mit uns ein in eine Expedition voller landschaftlicher und kultureller Kontraste.

Rolf Hürzeler
AnglistRolf Hürzeler ist studierter Anglist. Er bereist Grossbritannien seit Jahrzehnten und verfolgt die Entwicklung des Landes intensiv.
Das Land ist eine Nation der Gegensätze: In mancher Hinsicht ist die Vergangenheit mit dem traditionellen English Way of Life noch immer präsent. Gleichzeitig gehört Grossbritannien zu den innovativen Trendsettern Europas. Die Insel besticht durch grossartige Gegenden und spannende Städte mit einem oftmals ungewöhnlichen Kulturleben.
Rolf Hürzeler begleitet unsere Reise und teilt mit Ihnen gerne seine Begeisterung für den englischen Lebensstil.

Sarah Huwiler
ReiseberaterinEines ihrer liebsten Kinderbücher war «Latte Igel reist zu den Lofoten». Die norwegische Inselkette stand bereits sehr früh auf Sarahs Wunschliste. Im Winter 2018 konnte sie diesen Traum Wirklichkeit werden lassen. Gerne denkt sie auch an ihre Wanderung auf dem West Highland Way zurück, ihr erstes Langdistanz-Wandererlebnis und auch ihr erster Besuch von Schottland. Schritt für Schritt hat sich Sarah in das Land, seine wunderschöne Natur, seine Tierwelt und in die Gastfreundschaft der Schotten verliebt.
Zwischen Big Ben und Oxo-Turm – der erste Tag in London
Soll noch jemand sagen, die Ankunftszeit der Flugzeuge in Heathrow sei eine Lotterie. Pünktlich wie die grosse Uhr am Big Ben ist unser Airbus gelandet. Bei der Passkontrolle schlampte nur eine Maschine, und das Gepäck polterte Minuten später auf das Band. Guide Wolfgang erwartete die Gruppe und führte uns zum Bus. Im stockenden Schritttempo fuhren wir Richtung Blackfriars Novotel. Wolfgang stellte in dieser Zeit die Metropole London vor mit den beiden Zentren, der traditionellen City mit dem Finanzplatz und Westminster als kirchlicher sowie politischer Mittelpunkt.
Nach dem Einchecken spazierten wir durch die Hatfields, dem einstigen Viertel der Hut- und Schuhmacher hinunter zur Themse. Bei strahlendem Sonnenschein ging es dem Fluss entlang bis zum National Theatre. Später erwartete uns ein schönes, dreigängiges Abendessen im Dachrestaurant des Oxo-Towers. Der «Maggi-Würfel»-Turm hat seinen Namen von einer Lebensmittelproduzentin, die unter dem Label «Oxo» Suppenwürfel verkaufte und vor hundert Jahren in diesem Gebäude ihren Hauptsitz hatte. Nach dem Essen gab es für die meisten eine frühe Nachtruhe.
London verabschiedet, das Meer begrüsst
Nach dem Frühstück spazierte die Gruppe über die Blackfriars Brücke zur City of London mit dem Ziel, die St. Paul's Cathedral zu besuchen. Im Schatten des imposanten Frühbarocks stellten wir uns vor, wie sich London seit dem 17. Jahrhundert entwickelt haben könnte.
Gegen Mittag bestiegen wir den Bus Richtung Portsmouth. Nachdem wir die üblichen Londoner Staus hinter uns gelassen hatten ging die Fahrt zügig durch die South Downs, jenes herrliche Naherholungsgebiet im Süden der Metropole. Bald sahen wir von Ferne den Spinnaker Turm, das Wahrzeichen der Stadt Portsmouth. Er winkte uns mit seiner Segelkonstruktion freundlich zu, als hätte er die Gäste aus der Schweiz schon lange erwartet.
Nach der Einschiffung in die MV Sea Spirit navigierte das Schiff in die Gewässer des Solent durch die Hafenanlagen mit den imposanten Kriegsschiffen der Royal Navy.
Das herrliche Wetter lud die Gäste auf die Aussendecks, wo schnell Kreuzfahrtstimmung aufkam. Während wir die Isle of Wight passierten, übte die Crew mit uns das Schwimmwesten-Prozedere, das uns für eine Weile wie kleine Michelin-Menschlein aussehen liess. Danach folgten bei Häppchen weitere Instruktionen über den Verlauf der Reise. Abschluss des Tages waren ein reichhaltiges Buffet und für viele ein später Drink in der Bar.
Blühende Gärten und versunkene Schiffe
Der Bilderbuchmorgen lockte viele Gäste auf die Aussendecks, um die Einfahrt in die Scilly Islands zu geniessen. Ein Lotse führte die MV Sea Spirit durch die tückischen Gewässer dieser Eilande; die meisten von ihnen sind unbewohnt. Später bretterten wir im Karacho auf Zodiacs vom Schiff zur Insel Tresco, wo uns die Gärtnerin Kate erwartete. Sie stellte uns dieses private Refugium der heutigen Besitzerfamilie Dorian-Smith vor: Der ehemalige Banker Augustus Smith hatte die verlassene Benediktinerabtei Mitte des 19. Jahrhunderts übernommen. Er liess eine grosszügige Gartenanlage einrichten und führte die allgemeine Schulpflicht für die einheimischen Kinder ein. Im Park blühen dank dem milden Klima heute Pflanzen aus allen südlichen Erdteilen. In der untersten Lage die europäischen, in der mittleren die mediterranen, in der oberen die südafrikanischen sowie die australischen, die mit weniger Wasser und bescheidenen Sedimenten auskommen.
Die Führung endete vor einem kleinen Seefahrtsmuseum mit einer Sammlung farbiger Gallionsfiguren. Sie stammen allesamt von versunkenen Schiffen, deren Kapitän nicht ganz so sicher durch die Gewässer navigierte wie unser Kapitän Boris Tsvetkov. Er stellte sich vor dem Abendessen bei einem Glas Champagner persönlich vor und vermittelte uns das Gefühl, uns in den sicheren Händen eines gewieften Seebären zu wähnen.
Ahoi Irland, Glaskunst und Gartenpracht
Kurzer Spaziergang durch das Zentrum der irischen Küstenstadt Waterford. Nur wenige Passanten sind zu sehen; die Geschäfte öffnen erst um 10 Uhr, genauso wie das Crystal Centre, das wir besuchen. Wir können den Kunsthandwerkern bei ihrer Arbeit zusehen. Der erste drechselt Holz zur Herstellung der Metallformen, in die, der mit Kalk angereicherte Sand gegossen wird. Jeder Arbeitsschritt lässt sich anschaulich verfolgen, inklusive das Ritzen und Schleifen der Objekte am Schluss.
Danach geht die Busfahrt weiter zum georgischen Mount Congreve Castle am Fluss Suir. Das Anwesen ist ein typisches Beispiel für die grosszügige klassizistische Architektur Britanniens. Die weit verzeigte Gartenanlage mit dem blühenden Rhododendron ist märchenhaft. Und man glaubt gerne, dass einige Gäste Elfen und Kobolde im Gebüsch gesehen haben. Sie waren allerdings so schnell, dass sie sich nicht fotografieren liessen. Nach der Rückkehr der Gruppe auf das Schiff im Hafen hat der Ornithologe Steve Morgans über die Vogelwelt gesprochen. Besonders ungewöhnlich war seine Schilderung der Mauersegler. Diese Vögel, frischflügge geworden, verabschieden sich vom Nest, um drei Jahre ununterbrochen durch die Lüfte zu segeln. Erst nach der Geschlechtsreife bequemen sie sich zu einer Landung, um den Nachwuchs auszubrüten, dem sie ihr ungewöhnliches Verhalten weitergeben.
Im Vogelparadies
Eine Inselfahrt der irischen Art: Zodiacs bringen uns zum kleinen Hafen von Kilmore, dort besteigen wir Kleinboote. Diese bringen uns in die Nähe der Insel Great Saltee, wo wir erneut in Zodiacs umsteigen, um an das Ufer das zu gelangen. Es folgt bei strahlendem Sommerwetter ein kleiner Marsch zur Südseite des Eilands, wo eine gefühlte Million Puffins leben. Den kleinen Wichten ist unsere Anwesenheit ziemlich egal; wir gucken sie an, aber sie uns nicht.
Diese Vogelwahrnehmung wiederholt sich nach einem Spaziergang an die Westseite des Archipels, wo sich die Tölpel niedergelassen haben. Sie bevölkern in einer ähnlichen Anzahl einen stotzigen Felsen. Auch sie nehmen keinerlei Notiz von uns, sondern fliegen ihren Beschäftigungen nach wie der Nahrungssuche oder der Brautschau. Wir höckeln stundenlang auf den Felsen und beobachten diese Vögel, als gäbe sonst nichts anderes auf dieser Welt. Dann geht die Bootsreise zurück, wiederum mit dem Schiffchenspiel, diesmal in umgekehrter Reihenfolge.
Den Nachmittag verbringen wir auf Deck, aber nicht alleine. Eine Delphin-Familie hat beschlossen, uns zu begleiten und treibt ihre Spässe neben dem Schiff. Einige von uns geniessen später den Sonnenuntergang bei einem warmen Bad auf Deck.
Nach dem Abendessen geben wir uns dem tiefenentspannten Schlaf hin während die M/V Sea Spirit unterdessen um die irische Südwestspitze in die Irische See bis nach Llandudno zieht.
Von Bergluft zu Burgtürmen – Ein Tag in Wales
Im Bus fährt die Gruppe durch das hügelige Vorland von Nordwales nach Snowdonia. Die Fahrt geht durch die stotzigen Berge des grössten walisischen Naturschutzparks mit seiner kargen, nordischen Exotik. Zwischenhalt ist an einem See, wo ein Künstler eine Skulptur in der Form eines Schwertes geschaffen hat. Wir sind überzeugt, dass dieses Kunstwerk nicht für die Ewigkeit gedacht ist.
Ein längerer Halt ist im alpin inspirierten Ort Bets-y-Coed angesagt. Unsere Gruppe stellt an diesem sonnigen Tag nicht exakt die einzigen Besucher dieses Dorfes mit seinen traditionellen Schieferbauten. Aber wer etwas in die Wälder hinauf spazierte, durfte einen Hauch walisischer Bergluft einatmen.
Weiter geht die Reise zurück ins Mittelalter. Im 13. Jahrhundert liess der englische Eduard I. das Schloss Conwy Castle mit seinen acht eindrücklichen Türmen erbauen. Sie sollten den Walisern das Fürchten lehren, allerdings nicht für sehr lange. An Ostern 1401 luchsten es die Einheimischen den Engländern durch ein List ab und haben es bis heute behalten. Nach einem kurzen Spaziergang in Llandudno mit seiner georgischen Architektur kommt die Rückkehr aufs Schiff. Am frühen Abend beginnt die Seereise nach Nordirland.
Steine, Stürme, Sagen – unterwegs an der Küste von Antrim
Das Städtchen Portrush an der Küste von Antrim
Leichter Regen nieselt, die See ist wolkenverhangen. Das muss so sein; die Nordiren kennen nichts anderes, jedenfalls fast nicht. Ein Bus bringt uns der Coastal Road entlang zum spektakulären Dunluce Castel, dem Familiensitz des schottischen MacDonnells Clans. Der Bau ist ein typisches Beispiel für die Besiedlung dieser Gegen durch die Schotten im späteren Mittelalter. Das zerfallene Gemäuer steht auf den Klippen und droht zumindest optisch jederzeit ins Meer zu stürzen.
Nach einem Fotohalt erreichen wir die Besucheranlage des Giant's Causeway (wörtlich «Damm des Riesen»), der berühmten vulkanischen Gesteinsformation, die Künstler und Dichter gleichermassen faszinierte. Die mehreckigen Basaltsäulen sind vor rund 60 Millionen Jahren durch das abrupte Abkühlen von Lava entstanden. Ein kurzer Weg führt vom Zentrum an den Strand, wo die Besucher und Besucher behände durch das physikalisch geformte Gestein klettern, als wollten sie die Riesen nachahmen. Vor vielen hundert Jahren nutzten nämlich irische und schottische Riesen den Causeway, um sich gegenseitig Saures zu geben. So will es zumindest die Legende. Der Nachmittag lädt zum Sünnelen auf den Aussendecks. Nach dem Abendessen stimmt der Film «Braveheart» von und mit Mel Gibson auf die schottischen Abenteuer ein, die uns erwarten.
Zwischen Basalthöhlen und Pilgerklöstern – Natur, Kultur und kluge Köpfe
Zodiac-Rundfahrt um das unbewohnte Archipel Saffa
Die Puffins ziehen ihre Kreise, und die Trottellummen sind alles andere als trottlige Lümmel. Sie fallen vielmehr durch ihren hübschen Körperbau und ihren eleganten Flug auf. Und natürlich sind da wieder die Tölpel mit ihren messerscharfen Schnäbeln, denen man nicht lieber zu nahe kommen möchte. Geologisch ist Saffa das Pendant zum gegenüber liegenden Giant's Causeway mit ähnlichen Basaltskulpturen, die sich vereinzelt zu Höhlen formierten. Wie fahren in eine Höhle hinein, um wie einst Felix Mendelssohn Bartoldy in der Akustik zu schwelgen, verzichten aber darauf, eine weitere Hebriden-Sinfonie zu schreiben.
Am Nachmittag sticht das Schiff in die See und steuert südöstlich Richtung Shetland Islands. Rolf gibt einen kurzen Abriss der schottischen Geschichte. Meike berichtet in einem zweiten Vortrag von den Eissturmvögeln, die als Indikatoren für die Verschmutzung der Meere gelten. Anhand von Untersuchungen der Kadaver lassen sich die Rückstände im Wasser belegen: Plastik, Styropor, industrieller Kunststoff. Nach dem Abendessen stellt ein Dokumentarfilm die Walfangjagd zur Diskussion. Die Traditionalisten verteidigen sie als Teil ihres Kulturgutes, jüngere Umweltaktivisten werten sie als Tierquälerei.
Nach dem Mittagessen besuchen wir die Pilgerinsel Insel Iona. Auf dem Eiland scheint es heute mehr Kirchen als Einwohner zu haben, was aber nicht wirklich zutrifft. Besonders eindrücklich ist die Anlage des romanisch-gotischen Frauenklosters der Augustinerinnen, die in der Abgeschiedenheit von Iona einst ihre spirituelle Einkehr gefunden hatten. Heute zählt die Insel noch rund 170 Bewohnerinnen und Bewohner, ohne allerdings unter Überalterung zu leiden, denn dank dem Internet lässt sich hier arbeiten.
Nach der Rückkehr am Abend berichtet der Wahlexperte Steve Truluck über den Schutz der Wale: Ein Fangverbot mache nur dass Sinn, wenn denn Jägern, etwa auf den Färöern, sinnvolle Alternativen angeboten werden, wie Beispiel die touristische Wahl-Beobachtung. Laut Truluck sind gut gemeinte Interventionen Aussenstehender gegen den Walfang kontraproduktiv, weil die Einheimischen sie als Bevormundung verstanden werden.