23.07. - 01.08.2022

Traumreise Spitzbergen

Kontiki-Reise vom 23.07. – 01.08.2022. Das moderne Expeditionsschiff «MV Hondius» ist komplett in Schweizer Hand und exklusiv für uns reserviert.

Vielfältige Tierwelt

Der Osten der Inselgruppe und das Packeis im Norden sind die Heimat der Eisbären: Von Spitzbergen kehrt kaum jemand zurück, ohne den König der Arktis gesehen zu haben. So eindrücklich diese Sichtungen auch sind, sie allein werden der Vielfalt Spitzbergens nicht gerecht. Denn die Inselgruppe gilt als arktisches Tier- und Pflanzenparadies: 30 brütende Vogelarten, 10000 wilde Rentiere, Polarfüchse, Schneehühner, verschiedene Walarten und rund 500 Walrosse machen Spitzbergen zum Ziel nördlicher Tiersafaris.

Auch wenn man es kaum glauben mag, sogar Bäume wachsen in der Arktis – als eine von rund 160 Pflanzenarten auf Spitzbergen. Auf geführten Landausflügen und Wanderungen können Aktive diese Naturschönheiten erleben.

Im Hauptort Longyearbyen wohnen rund 2000 Menschen. Um einen Eindruck ihres Alltags zu bekommen, lohnt sich ein Stopp in einem kleinen Café oder ein Abstecher in einen Lebensmittelladen. In Barentsburg leben etwa 500 Russen vom Kohleabbau. Ny-Ålesund ist eine weitere Siedlung mit bis zu 100 Wissenschaftlern aus aller Welt. Ausserhalb dieser Orte gibt es nichts als Eis, das Rauschen von kalbenden Gletschern und das Geschrei der Möwen.

Stephan Bader

Fachbegleitung

Unser Klima-Spezialist. Stephan Bader studierte Geographie und Geologie an der Universität Zürich. Seit 1998 arbeitet er als Klimatologe beim Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie, MeteoSchweiz. Während 20 Jahren hielt er Klimavorlesungen an der Universität Zürich. In den letzten Jahren begleitete er als Fachreferent für Kontiki Reisen mehrfach Reisen nach Grönland und Spitzbergen. Unser Klima-Experte und Kenner der polaren Regionen versteht es, auch komplizierte Zusammenhänge anschaulich zu präsentieren und begeistert so eine immer grösser werdende Fangemeinde. Während unserer Reise hält er fachkundige und packende Vorträge zu den Themen Klima, Eis und Atmosphäre.

Jonas Gobeli

Leiter Verkauf & Backoffice

Am liebsten macht Jonas Gobeli Blockhausferien – sei es in Schweden, wo er am liebsten im Ruderboot auf dem See die Ruhe und Natur geniesst oder im Winter in Finnisch Lappland. Dort gibt es für ihn nichts Schöneres, als nach der Sauna ins Eisloch zu steigen oder sich mit einem Sprung in den Schnee abzukühlen. Eine absolute Traumreise hat er sich schon verwirklicht: mit der Transsibirischen Eisenbahn von Peking nach Moskau!


23. Juli 2022

Ankunft in Spitzbergen

Svalbard, die "kühle Küste". Das ist der norwegische Name für die Inselgruppe Spitzbergen. Genau das haben wir erlebt. Aus der Hitzewelle in der Schweiz hat uns der sehr angenehme Edelweiss-Flug in ein kühles und regnerisches Klima versetzt. Beim kurzen Besuch im Städtchen Longyearbyen hat's kalte Finger gegeben. Ja, das ist eben die Arktis.

Das Einschiffen auf dem Expeditionsschiff Hondius brachte bereits das erste Erlebnis. Es war kein banales Einsteigen am Hafen. Nein, am hölzernen Pier wurden Schwimmwesten verteilt und Zodiacboote bestiegen. Dann ging's in schneller Fahrt zur Hondius. Sie lag draussen im Fjord, bereit für neue Abenteuer. Anlegestelle sind zwei grosse Tore an der Seite des Schiffes, direkt an der Wasserlinie.

Die Schiffsbesatzung und das Expeditionsteam hat uns sehr herzlich empfangen. Schnell waren die Formalitäten erledigt. Jeder Gast wurde zu seiner Kabine geführt, wo er auch sein Gepäck vorfand. Nach der obligaten Rettungsübung wurde bereits zum Abendessen gerufen, während das Schiff Kurs nach Nordspitzbergen aufnahm.


24. Juli 2022

Gletscherfronten, Walrosse und Seehunde

Klassisches Svalbard-Wetter beim Aufwachen: Bei tiefhängenden Schichtwolken, aber ohne Regen, durchpflügte die Hondius den Magdalenen-Fjord in Nordwest-Spitzbergen. Am Vormittag brachten uns die Zodiacs zu einer imposanten, blau schimmernden Gletscherfront. Krachend und stiebend fielen Eistürme vor unseren Augen in sich zusammen. Das Wasser vor dem Gletscher war mit Eisstücken übersät. Welch ein Anblick! Gestern noch im heissen Zürich, und heute mitten in der Arktis. Das sind schon Momente mit grossen Empfindungen.

Auf einer flachen Halbinsel entdeckten wir wenig später Walrosse. Faul lagen sie am Strand und strecken ihre mächtigen Eckzähne in die Luft. Als Zugabe tummelte sich einer der Kolosse direkt vor unseren Booten im flachen Wasser. Er präsentierte sich fabelhaft und schien die Aufmerksamkeit durch uns zu geniessen.

Am Nachmittag gab's Geschichtsunterricht am Ort des Geschehens. Unsere Landestelle war eine über lange Zeit von Walfängern benutze flache Landzunge. Neben den Resten von einfachen Anlagen zum Einkochen des Walfetts, liegt hier eine grosse Gräberstätte. Das harte Leben der Walfänger im hohen Norden war geprägt von Skorbut, einem tödlichen Vitamin C Mangel. In ihrer Ernährung in dieser eisigen Umgebung fehlten Gemüse und Früchte, die uns im normalen Leben zum Vitamin C verhelfen.

Vom Anblick des Todes ging es zurück ins quicklebendige Treiben einer Seehundkolonie. Zahlreiche Tiere lagen in einer flachen Bucht auf Steinen, die mit der kommender Ebbe aus dem Wasser auftauchten. Da es darauf nur wenig Platz gab, balancierten sie ihre Körper bananenförmig, um ja nicht nass zu werden. Hin und wieder rückten sie sich dabei mit kleinen Luftsprüngen zurecht, um in guter Balance zu bleiben. Eine tolle Zirkus-Vorführung in der arktischen Natur! Wir waren sprachlos.

Ganz neugierige Tiere kamen auf uns zugeschwommen und drehten ihre Runden ganz nah um die Boote. Mit grossen Augen musterten sie uns seltsame Wesen, die auf schwarzen Schläuchen langsam übers ruhige Wasser glitten.

Zum Abschluss des Tages nahmen wir einen ganz schmalen Fjord ins Visier. Doch der Schein trügte. Je näher wir den engen Stelle kamen, um so weiter öffnete sich die Landschaft dahinter. Eine riesige blaue Gletscherfront präsentierte sich über die ganze Fjordbreite. Wieder manövrierten sich die Zodiacs durchs eisbedeckte Wasser, und nochmals konnten wir das krachende Abbrechen von Eistürmen beobachten. Von einem solchen Anblick kann man sich kaum losreissen. Das Expeditionsteam hat uns damit einen wahrlich erhabenen Abschluss eines wundervollen arktischen Tages bereitet.


25. Juli 2022

Ein Wundertag

Beim Erwachen begrüsste uns die 5 km breite mächtige Gletscherfront des Monacogletschers ganz im Norden Spitzbergens. Entlang der Westseite des Gletschers zieht sich eine Bergkette aus dunklen steilen Felsflanken und spitzen Gipfeln. An der Ostseite des Gletschers erheben sich sanftere Hügel in rötlichbrauner Farbe, die gegen Norden in ein tiefes Rot übergeht. Der 40 km lange Monacogletscher liegt auf einer auffallenden geologischen Bruchzone, die dunkles kristallines Gestein im Westen von Wüstenablagerungen im Osten trennt.

Es war wie ein Gemälde: Im Hintergrund die unterschiedlichen Felsfarben. In der Bildmitte die blau schimmernde Gletscherfront und das im Wasser treibende Eis. Und schliesslich alles durchflutet vom weichen Licht der durch die Wolken brechenden Sonne. Dazu die kreischenden Rufe verschiedener arktischer Vögel und das Knistern des tauenden Eises im Wasser. Wir befanden uns als kleine Menschen in unseren Booten mitten in dieser gigantischen Komposition der Natur. Ein unvergessliches Erlebnis.

Am Nachmittag war bei schönstem Sonnenschein wandern angesagt. Die sportlichen unter uns begaben sich auf eine längere Tour im bergigen Gelände vor dem Monacogletscher. Gemütlicher war der Rundgang der anderen über die blühende Tundra am Fusse der Felsflanken. Es gab dabei viel zu hören über die Pflanzenarten, über neue Fressgewohnheiten von Rentieren, ausgelöst durch die Klimaänderung, über schnelle Vorstösse des Monacogletschers und über die Bestimmung von Gletscherbewegungen mit Hilfe von Flechten an Felsblöcken. Das Ziel beider Gruppen war eine alte Trapperhütte in Küstennähe, die heute noch als Übernachtungsgelegenheit genutzt werden kann. Sie trägt den Jux-Namen Texas-Bar.

Als fröhlicher Abschluss des Tages gab es ein feines Barbecue draussen an Deck der Hondius. Dank sonniger und milder Verhältnisse konnten wir den Abend an der frischen arktischen Luft in vollen Zügen geniessen.


26. Juli 2022

Im Packeis

Am frühen Vormittag steuerte die Hondius auf über 81 Grad nördlicher Breite auf das arktische Packeis zu. Fast unmerklich glitt das schwere Schiff in die ersten grossen Eisschollen. Doch das Eis wurde immer dichter und das krachende und kratzende Geräusch des Eises am metallenen Bug des Schiffes immer lauter. Schon nach kurzer Zeit waren wir vollständig von Meereis umgeben. Langsam suchte sich das Schiff den Weg durch die immer grösser werdenden Eisplatten. Gekonnt nutzte der Steuermann bereits vorhandene Bruchstellen im Eis. Doch immer wieder zeigte das Eis seine Beharrlichkeit und schob das Schiff mit einem Ruck zur Seite. Welch ein Erlebnis in dieser besonderen Umgebung, nur rund 900 km vom Nordpol entfernt.

Die ganze Belegschaft suchte nach dem König der Arktis, dem Eisbären. Allen war bewusst, dass ein Zusammentreffen in dieser weiten Eiswelt draussen auf dem Meer nur mit viel Glück möglich ist. Dieses Glück stand uns heute nicht zur Seite. Aber auch ohne Eisbär war die Fahrt durch das Packeis ein unvergessliches Erlebnis. Sie wurde begleitet von vielen Seevögeln, der Sichtung eines Wals und von einzelnen Robben.

Tagsüber gab es interessante Vorträge über Meereis-Forschung, über die Geologie von Spitzbergen, über Wale und zum Thema Plastikverschmutzung in arktischen Gebieten.


27. Juli 2022

Aufräumen

Spitzbergen leidet unter dem Abfall der Menschheit. Der Golfstrom bringt grosse Mengen an Treibgut vom Atlantik in die arktische Inselwelt. Mit der Brandung wird es an die Strände gespült. Vieles davon ist Plastic. Man findet aber auch Teile von Fischernetzen, Bojen, Stoffresten und vieles andere mehr. Die Expeditionsreisen von Kontiki reservieren immer einen Tag, um an einem Küstenabschnitt den Unrat zu sammeln. Unsere Säuberungsaktion fand in der Region der Sieben-Inseln ganz am Nordrand von Spitzbergen statt. Sie war sehr erfolgreich: Über 150 kg Abfall kamen zusammen. Sauber in Säcken abgefüllt landete er auf der Hondius. Der Abfall wird in Longyearbyen der ordentlichen Abfallentsorgung zugeführt.

Neben dem Abfallsammeln gab es auch Gelegenheit, die Gegend zu erkunden. Dabei wurden in Schneeflecken alte Eisbärenspuren identifiziert. Legendär für die Sieben-Inseln sind auch die wunderbaren Farben des kristallinen Gesteins. Es ist über eine Milliarde Jahre alt. Durch das Gestein zogen sich Bänder in den Farbtönen von rötlich und rosa über ocker bis honiggelb. An einem Ort lagen wunderbare Rosenquarze.

Am Abend gab es eine unterhaltsame Auktion. Zu ersteigern gab es zum Beispiel eine kurze Ausbildung zum Steuermann/Steuerfrau durch den Kapitän der Hondius, die offizielle Seekarte der Expeditionsroute oder die Schiffsflagge am Bugmast. Der Ertrag wird der Freiwilligenorganisation zum Sauberhalten der Strände von Spitzbergen gespendet.


28. Juli 2022

Eisbären

Der Weckruf um 6.00 Uhr Morgens brachte alle auf die Beine: Direkt an der Küste wurden mehrere Eisbären gesichtet. Wenig später sassen alle in den Zodiacs mit Kurs auf die Küste. Ein prächtiger Anblick: Insgesamt sechs Eisbären tummelten sich in guter Sichtweite in Ufernähe. Eisbären sind grundsätzlich Einzelgänger. Dank eines Walkadavers gab es jedoch genügend Nahrung, was die ungewöhnliche "Bärenversammlung" ermöglichte. Wir genossen jeden Augenblick. Während einer der Eisbären am Kadaver herumnagte, lagen die anderen abwartend herum. Auch eine Eisbärenmutter mit ihren bereits etwas grösseren Jungen war darunter. Mit der Zeit stand sie auf und trottete zum Kadaver, die beiden Jungen hinterher. Artig räumte der fressende Eisbär das Feld, aber nicht ohne ein grosses Stück mitzunehmen. Nun war das Kadaver fest in der Hand der Eisbärenmutter mit ihren Jungen. Und sie hauten tüchtig rein. Ein unvergessliches Erlebnis. So viele Eisbären auf so nahe Distanz ist sehr selten. Wie hatten wirklich riesiges Glück.

Weiter ging es mit dem Vogelfelsen Alkefjellet. Tausende Dickschnabellummen nisten hier in den senkrechten Felswänden, die sich meist direkt aus dem Meer erheben. Jeder noch so kleine Vorsprung oder Felssims wird als Ruhe- und Nistplatz genutzt. Es war ein ständiges Hin und Her der wegfliegenden und landenden Vögel. Und dazu der grosse Lärm der unzähligen kreischenden Vogelstimmen. Ein Riesenspektakel. Wo das Gelände am Fusse der Felsen etwas flacher war, trafen wir auf den Polarfuchs. Er suchte das Gelände nach herabgefallenen Eiern oder Kücken ab. Das alles konnten wir bequem vom Zodiac aus bei ruhiger See und guter Sicht beobachten. Wieder ein grosses Glück.

Ruhiger verlief die Welt am Nachmittag bei den Walrossen am südlichen Ende der Hinloppenstrasse. In mehreren Gruppen schwammen sie der Küste entlang. Immer wieder tauchten sie schnaubend und prustend zum Luftholen auf. Wir folgten ihnen in sicherem Abstand in unseren Zodiacs. An einer Stelle lag eine grössere Gruppe am Strand. Da wir von der Hondius aus in diesem Gebiet einen Eisbären gesichtet hatten, machten wir keine Anlandung, um sie näher zu beobachten.

Als krönenden Abschluss des Tages führte uns die Hondius am Abend zur mächtigen und bis zum Horizont sich hinziehenden Eiskante der Austfonna-Eiskappe. Wir spürten, wie die Kälte der grossen Eismasse bei längerem Aufenthalt an Deck in uns hineinkroch. Im Meer vor der Eiskante schwammen viele Eisschollen unterschiedlicher Grösse, alles Bruchstücke von der Eiskante. Auf einer flachen Eisplatte entdeckten wir zwei ruhende Walrosse. Auch mehrere Robben wurden gesichtet.


29. Juli 2022

Eisbären als Gefahr

Bereits am frühen Morgen entdeckte die Schiffscrew mehrere Eisbären an der Nordküste des Freemansundet, der zwischen den Inseln Barentsoya und Edgeoya verläuft. Die hier geplante Anlandung war deshalb nicht möglich. Mit Ferngläsern waren die Eisbären gut zu sehen, ebenso die dort weidenden Rentiere.

Wegen der vielen Eisbären mussten die Aktivitäten neu geplant werden. Interessante Vorträge über die Gletscher von Spitzbergen und das Leben von Forschern auf dem Meereis in der Polarnacht füllten die Zeit bis zur Verkündung der neuen Pläne. Dann gab es eine Anlandung bei einer grossen Walrossherde am Kapp Lee am westlichen Ausgang des Freemansundet. Von einem leicht erreichbaren Felskopf aus hatten wir einen phantastsichen Blick auf die vielen am Strand liegenden Tiere. Einzelne davon vergnügten sich auch im Wasser.

Doch dann kam beim Expeditionsteam eine gewisse Unruhe auf. Eine unserer Wandergruppen hatte weiter entfernt einen schlafenden Eisbären entdeckt, der bei der vorherigen Auskundschaftung des Geländes nicht sichtbar war. Wir wurden angewiesen, zur Landungsstelle zurückzugehen und uns für die Rückfahrt mit den Zodiacs bereit zu machen. Diese holten und in schneller Fahrt ab. Bald waren alle zurück auf der Hondius. Auch das gehört zu einer Expeditionsreise: Ein Landgang wird abgebrochen, sobald in der Umgebung ein Eisbär gesichtet wird. Es handelt sich schliesslich um das grösste Landraubtier der Welt.


30. Juli 2022

Im Eis des Südens

Die Burgerbukta im Hornsund ganz im Süden von Spitzbergen ist bekannt für viel Treibeis. Von zwei aktiven Gletscherfronten brechen mit viel Getöse regelmässig grössere Eisbrocken ab. Eine davon haben wir mit den Zodiacs besucht. Je näher wir der Eisfront kamen, um so dichter wurde das Treibeis. Die im Wasser treibenden Eisschollen dienten den zahlreichen Möwen als Lande- und Ruheplätze. In grossen Ansammlungen standen oder lagen die Vögel zusammen auf dem zum Teil glasklaren Eis. Manchmal erhoben sie sich im Schwarm in die Luft und flogen als Möwenwolke eine Runde. Was für ein Bild: Der weisse Vogelschwarm vor den dunklen Felsen, und das bei weichem Sonnenlicht, das durch die Wolken brach und einen glitzernden Streifen auf das Fjordwasser zauberte.

Im Fjord war das Meer ruhig. Die Hondius lag etwas weiter draussen im Hornsund. Dort blies ein steifer Wind und die Wellen schäumten. Die Fjorderkundung mit den Zodiacs wurde so zur eigentlichen Spritzfahrt. Wasserdichte Kleidung war dringend nötig.

Bei trüber und regnerischer Witterung landeten wir am Nachmittag an einem weiten flachen Strand. Im Hintergrund lag eine breite Gletscherzunge. Nur wenig davor zog sich eine wunderschöne halbkreisförmige Endmöräne über die weite Strandebene. Es ist die Marke eines früheren etwas grösseren Gletscherstandes.

Der flache Strand wurde einst von Walfängern als Arbeitsplatz benutzt. Riesige Walknochen lagen herum. Auf einer Anhöhe gab es Reste von hölzernen Behausungen. Der Walfriedhof an dieser Stelle ist noch bescheiden. An anderen Orten in Spitzbergen türmen sich die Walknochen zu riesigen Haufen. Der Walfang früher war gnadenlos. Das trübe Wetter passte optimal zu diesem Blick in die Vergangenheit.


31. Juli 2022

Rentiere und Sommersonne

Am Vormittag hatten wir in der Ymerbukta die Gelegenheit, an eine Gletscherfront zu wandern. Ein riesiges Gletschertor tat sich vor und auf. An vielen Stellen sprudelten Bäche direkt unter dem Gletschereis hervor. Das Wasser war schlammig trüb. Es trug viel erodiertes Gesteinsmehl mit sich. Auch im Gletschereis war viel Gesteinsmaterial sichtbar, angeordnet in übereinanderliegenden, leicht geneigten Schichten. Mit dem abtauenden Eis am Zungenende sammelt sich das Gesteinsmaterial an der Gletscheroberfläche, die dadurch einen recht "schmutzigen" Eindruck hinterliess.

In der flachen Ebene vor dem Gletscher brüteten offenbar Küstenseeschwalben. Sie haben uns aus der Luft genau beobachtet. Wir waren Fremdlinge in ihrem Territorium und wurden als Gefahr für die Nester identifiziert. So haben einzelne Tiere in klassischer Art Angriffe gegen uns geflogen.

Den sonnigen Nachmittag verbrachten wir mitten unter Rentieren auf einer grünen Ebene am Fusse eines steilen Vogelfelsens. Die Rentiere grasten in aller Ruhe. Wir hatten viel Zeit sie aus nächster Nähe zu beobachten. Besonders schön war, dass sich viele Jungtiere darunter befanden. Oben am Vogelfelsen gab es ein emsiges Hin und Her und viel Gekreisch. Dickschnabellummen begleiteten ihre Jungen auf ihrem ersten Gleitflug ins Meer. Manchmal war der Gleitweg zu kurz und das Kücken landete noch am Land. Unter lautem Rufen und schnellem Hüpfen und Springen musste es dann den Weg zu den Erwachsenen Tieren im Wasser finden.

In ruhiger Fahrt und bei herrlichem Wetter kehrten wir am Abend nach Longyearbyen zurück. Wir sahen noch einmal die weissen Gletscher und die braunen flachen Berge an uns vorbeiziehen. Ein wahrlich schöner Abschluss dieser erlebnisreichen Arktisreise.

Da wir am 1. August nur noch ganz kurz an Bord waren, empfing uns das Schiffrestaurant schon am 31. Juli festlich mit Schweizer Fähnchen geschmückt. Und am Abend servierte uns die Küche einen feinen Kuchen mit Schweizerkreuz. So wurde der 1. August gemütlich vorgeholt.


1. August 2022

Rückflug

Am Morgen hiess es Abschnied nehmen von der Mannschaft und vom Expeditionsteam. Viele Hände wurden geschüttelt. Ab und zu gab es auch Umarmungen. Noch einmal hatten wir kurz Gelegenheit, uns in Longyearbyen umzusehen, bevor es schliesslich zum Flughafen ging. Der kleine Flughafen war ziemlich überfordert, mussten doch gleich mehrere Flugzeuge abgefertigt werden. In der Regel steht hier nur ein einziges Flugzeug, manchmal sind es zwei. So mussten wir uns in Geduld üben, bis uns die vertraute Edelweiss-Maschine mit ihrer freundlichen Besatzung empfangen und in die Schweiz zurück bringen durfte.

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