Mit Kontiki unterwegs

Die Faszination teilen

Philip Candrian hat bei Kontiki „seine Passion als Gästebetreuer“ entdeckt. Hier blickt er zurück auf die Sommersaison in Finnisch-Lappland, erzählt von seinem schönsten Erlebnis, seinem grössten Fauxpas, seinem liebsten Ort und weshalb er sich auf die Lofoten freut.

Philip, was war dein schönstes Erlebnis während deiner Zeit in Finnisch-Lappland?

Mein erster „Arbeitsweg“: Ich kam kurz vor Mitternacht in Helsinki an. Es war Nacht ... und irgendwie doch nicht. Die Stimmung in der Stadt empfand ich unbeschreiblich schön – besonders den Himmel. Er leuchtete in den verschiedensten Blauschattierungen. Die Farben des Lichts im hohen Norden faszinieren im Sommer nicht weniger als im Winter. Noch weiter nördlich, oberhalb des Polarkreises in Lappland, begeisterte mich die Mitternachtssonne. Sie verleiht ein Gefühl von immenser Freiheit, von Zeitlosigkeit. Ein Spaziergang mitten in der Nacht bei Sonnenlicht ist ein extrem schönes Erlebnis.

Philip Candrian

Kontiki-Gästebetreuer

Das Buch „Vulkane“ aus der Reihe „Was ist was?“ hat meine Kindheit geprägt. Aufstiege zu den Kratern von Ätna und Stromboli zu Jugendzeiten liessen keine Zweifel am Geologiestudium offen. Nach verschiedenen Tätigkeiten weltweit habe ich bei Kontiki meine Passion als Gästebetreuer entdecken dürfen. Neben Vulkanen und Menschen mit ihren einzigartigen Sprachen und Kulturen begeistern mich Gitarre, Poetry Slam und so manche Sportart.

Gibt es eine Begegnung, an die du besonders gerne zurückdenkst?

Im Hinterland von Kirkenes (Endstation der Hurtigruten, Norwegen) traf ich auf einen Rentierhirten. Er war auf der Suche nach einem verletzten Tier. Mir fiel nichts Besseres ein, als ihn nach der Grösse seiner Rentierherde zu fragen. Er antwortete mit einer Gegenfrage: „How much money do you have in your bank account? – Wie ist dein Kontostand?“ Wir mussten beide schmunzeln. Erst da wurde mir schlagartig klar, dass man diese Frage einem Sami nie stellen darf.

Apropos Begegnungen: Wie würdest du dein Verhältnis zu den Kontiki-Gästen beschreiben?

Als Gästebetreuer versuche ich möglichst nahbar zu sein – ich mag flache Hierarchien. Mit den Gästen teile ich dieselbe Passion: das Reisen. Reisende begegnen sich unkompliziert und spontan, das gefällt mir ausserordentlich gut. Was beschäftigt die Gäste besonders? Viele Anfragen drehen sich um Reisezeiten, die Wahl der Reiseroute und Insidertipps. Die samische und finnische Sprache und Kultur wecken Sehnsucht und Begeisterung. Doch auch die Flora (Stichwort lappländisches Gold, die Moltebeere) und vor allem die Fauna werden immer wieder zum Thema: Werden wir ein Rentier sehen? Sind die Mücken wirklich so lästig?

Welches ist dein wichtigstes Ziel als Gästebetreuer?

Vertrautheit zu schaffen, kompetent zu sein in vielerlei Hinsicht, mit den Gästen die Faszination für die überwältigende Schönheit des hohen Nordens zu teilen; und sie beim Überwinden sprachlicher und kultureller Barrieren zu unterstützen.

Worin besteht die Herausforderung bei dieser Aufgabe?

Die Spannung, den Enthusiasmus und die Energie über eine ganze Saison lang aufrecht zu erhalten. Als Gästebetreuer wiederholt sich vieles: Begrüssung, Betreuung, Verabschiedung. Jedem Gast stets die volle Aufmerksamkeit zu schenken, hat mich am meisten gefordert.

Was ist dabei unverzichtbar?

Sowohl Freude am Kontakt mit vielen Menschen, denen man noch nie begegnet ist, als auch am Kontakt mit der Einsamkeit, der schier unendlichen Ruhe und Weite Lapplands.

Hast du dort einen Lieblingsort gefunden?

Ja, Karhu Korhonen’s Bibliothek auf einem verlassenen ehemaligen Goldgräberflugplatz im Herzen des Lemmenjoki-Nationalparks – ein atemberaubender Ort. Nach dem Lemmenjoki-Abenteuer gönnt sich auch der Gästebetreuer ab und an mal ein Feierabendbier. Das trank ich bisher am liebsten beim Einheimischen-Bingo gefolgt von Karaoke im „Panimo“ (zu Deutsch: Brauerei) in Saariselkä. Das Bingo-Spiel ist übrigens eine hervorragende Gelegenheit, die ellenlangen finnischen Zahlen zu erlernen.

Philip Candrian, Kontiki-Gästebetreuer

«Als Gästebetreuer versuche ich möglichst nahbar zu sein – ich mag flache Hierarchien.»

Wenn du deine Zeit in Lappland in ein Wort fassen müsstest – welches wäre das?

Urho-Kekkonen-Nationalpark. Unzählige Male bin ich mit Gästen und alleine durch die malerische Natur vor den Toren Saariselkäs gewandert. Schmackhafte Beeren, spektakuläre Baumflechten, eine erstaunliche Variation an Vögeln und mitunter die ältesten Gesteine Skandinaviens gepaart mit Geschichten rund um den ehemaligen finnischen Staatspräsidenten Kekkonen zeichnen diesen Park aus.

Auf deinem Einsatzplan stehen nun die Lofoten. Was reizt dich an der Inselgruppe und worauf freust du dich?

Vieles! Das Unbekannte. Eine neue Gästebetreuerdestination entdecken, aufbauen, entwickeln zu dürfen. Improvisieren. Das besondere Flair von Inselwelten. Norwegen. Der geheimnisvolle Charakter des europäischen Nordmeeres. Das Kribbeln, die lofotische Vorfreude während der Anreise und schliesslich die ersehnte Ankunft im magischen Inselparadies.

Das Interview mit Kontiki-Geschäftsführer Bruno Bisig über den neuen Direktflug auf die Lofoten lesen Sie hier.

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